Das freut den Osterhasen
Mit flinken Fingern hat Julian Boyd aus drei Teigstücken Rollen gefertigt. In wenigen Sekunden liegen sie fertig geknetet vor ihm. „Das ist ganz ähnlich wie das Kneten für Laugenstangen“, erklärt er. Und: Normalerweise übernimmt das eine Maschine. Handarbeit ist erst danach wieder gefragt, wenn aus den Teigrollen ein Zopf wird. Auch das dauert bei dem versierten Bäcker Julian Boyd nur wenige Sekunden. Schon liegt der Rohling – zum Kreis geschlossen – vor ihm. Mit einer kleinen Teigschnecke verschlossen, wird daraus – nach kurzer Backzeit – ein Eierring, eines der beliebtesten Gebäckstücke in der Vorosterzeit, sagt Sylvia Schatz-Seidel, die Chefin der Geseeser Landbäckerei. „Das wird schon mal schnell zur Brotzeit gekauft. Oder als kleiner Imbiss zwischendurch.“
Der Eierring aus Hefeteig hat eine lange Tradition in Franken. Vor allem in der Region um Bayreuth und in Teilen des Frankenwaldes ist es ein traditionsreiches Brauchtumsgebäck zu Ostern, das aus einem süßen Hefeteig hergestellt wird. Der Überlieferung nach symbolisieren die Ringe die Dornenkrone Christi. Und im österlichen Brauchtum sind sie der Mittelpunkt des Patenbündels, das dem Patenkind überreicht wird. Darüber hinaus gehören Eierringe in vielen Familien zu den wichtigsten österlichen Frühstücks- und Kaffeegebäcken. Und dabei ist das zarte Gebäckstück sehr vielseitig. Da es mit wenig Zucker gebacken wird, lässt es sich mit Butter und Marmelade darauf genauso genießen wie mit Schinken oder Käse.
In vielen oberfränkischen Gemeinden in und um Bayreuth und im Frankenwald ist es noch heute Brauch, dass die Pateneltern ihre Patenkinder zu Ostern mit einem Patenbündel beschenken. Die in einem weißen Leintuch eingeschlagene „Patenwor” (= Patenware, im Bayreuther Land auch Patenzeug genannt) wird jedes Jahr an den Ostertagen zum Patenkind gebracht, bis es konfirmiert wird. Das Patenbündel besteht aus dem Osterring, der auf einen Teller mit zwölf bunt gefärbten Ostereiern gesetzt wird sowie Osterhasen, Spielzeug und Kleidungsstücken. Früher schenkte man gerne Teller, Tassen und Gläser mit Goldrand und persönlicher Widmung; zur Konfirmation war dann ein ganzes Aussteuergeschirr komplett. Heute sind solche Patengeschenke begehrte Sammlerstücke. Natürlich spielten bei den Patengeschenken auch Standesunterschiede eine Rolle. Ein bekanntes Sprichwort sagt daher: „Je reicher der Pat, desto größer das Patenbündel”. Der Eierring aus süßem Hefeteig war jedoch immer dabei – und er schmeckt auch heute noch so wie in alten Zeiten. (Quelle: Genussregion Oberfranken)
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