... und dabei Gutes tun
Sportlich war er schon immer, der Uwe Prokscha. Jetzt – mit 67 Jahren – sattelt er noch eins drauf. Er will EU-Europa umrunden, wo es geht an der Küste entlang, und mit eigener Kraft. Auf einem ganz normalen Fahrrad. Und außerdem Gutes tun. „Wenn jemandem die Idee gefällt, bitte ich um eine Spende für die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“, sagt er.
Uwe Prokscha war 25 Jahre lang Geschäftsführer der Gewog, der Gemeinnützigen Wohnungsbau- und Wohnungsfürsorgegesellschaft der Stadt Bayreuth. Und schon wegen des zweiten Namensbestandteils immer mit sozialen Projekten verbunden. Da sei nur das Areal der ehemaligen Herzogmühle, der Bedarfswohnungen der Stadt genannt, oder auch der Menzelplatz mit all seinen Einrichtungen. Seit Juli vergangenen Jahres ist er im Ruhestand. Der vielgeplagte Begriff des Unruhestands passt bei ihm allerdings wie die Faust aufs Auge.
Nicht gerade zur ungetrübten Freude seiner Familie hat er eine Idee entwickelt, die den begeisterten Radfahrer schon lange umtreibt: einmal Europa entlang seiner Grenzen umrunden, Orte, die schon einmal Urlaubsziele waren, wieder besuchen, Unbekanntes entdecken und sich ein Stück weit auf Abenteuer einlassen. Hoffen, dass alles gut geht, „und dass ich nicht schon nach vier Wochen wieder vor der eigenen Haustüre stehe“, meint Prokscha und grinst. Zuerst war es eine Schnapsidee, im wahrsten Wortsinn. An einem lustigen Abend mit Freunden entstanden. Und dann die Erkenntnis: etwa sechs Achtel von Deutschland habe er bereits umrundet im Laufe der vergangenen Jahre. Bei Touren, die immer eine Woche dauerten.
Warum also nicht größer denken. Und das warum beantwortet er gleich selbst: „Weil ich es will, und weil ich es kann – noch!“ Uwe Prokscha weiß, wovon er spricht. Gesundheitliche Probleme haben ihm in den vergangenen Jahren schon zu schaffen gemacht, und auch in den letzten Wochen musste er Zugeständnisse machen. Eine Zahn- und eine Augen-OP ließen den geplanten Abreisetermin nach hinten rücken. Doch jetzt ist es so weit: „Ich habe richtig Lust und Freude darauf,“ sagt er.
21.490 Kilometer hat Zahlenmensch Prokscha errechnet. 60 bis 100 Kilometer will er pro Tag schaffen, ohne sich selbst ein Minimum aufzuerlegen. „Je nachdem, wie es halt läuft. Alles kann, nichts muss.“ Seine Frau Sybille schmunzelt: „Das,“ sagt sie, „hat er schon gut geplant.“ Auch wenn es nicht leicht für sie sein wird, lässt sie ihn ziehen. Denn das Zeitfenster, das der begeisterte Radler für sich aufgemacht hat, ist schließlich für die ganze Familie mit Kindern und Enkelkindern von Bedeutung: 2026 will Prokscha wieder zurück sein in Deutschland. „Wenn alles gut geht“.
Als erste größere Etappen strebt Uwe Prokscha Krakau und Breslau an, dann geht es weiter ins Baltikum bis nach Talin, übersetzen nach Helsinki, und dann hinauf bis ans Nordkap. An der norwegischen Küste entlang führt ihn der Weg auf der Fähre nach Dänemark. Wenn alles klappt, will Uwe Prokscha sich vorher mit seinem Sohn treffen, der einen Urlaub in Norwegen plant. Über Friesland dann weiter in die Niederlande und nach Belgien. Die französischen und spanischen Küsten sind dann seine Begleiter bis nach Portugal. Prokscha hat erst vor kurzem den Krimi „Lost in Fuseta“ gelesen. „Da will ich unbedingt mal hin.“ Und noch ein anderes Ziel hat er vor Augen: Nazaré. „Dort, wo es die Monsterwellen gibt.“ Weiter die südspanischen und französischen Küsten entlang und dann „den Stiefel runter“. Sein Rückweg würde ihn dann über den Balkan, Griechenland und Rumänien zurückführen. Soweit der Plan. „Wenn ich das schaffe, wäre ich einmal um die halbe Welt geradelt“, sagt Uwe Prokscha. Und da klingt doch einiges an Respekt durch, als er das sagt. „Meine Kinder sagen, der Papa ist schon verrückt“.
Mitnehmen will Uwe Prokscha so wenig wie möglich. Zwei Packtaschen müssen ausreichen. Radlerkleidung, die er trägt, und frische Unterwäsche. „Ich habe wirklich überlegt, ob ich mir eine zweite Jeans überhaupt einpacken soll.“ Und noch etwas hat er dabei, und wird es auch wirklich tragen: einen Helm. Den hat er sich neu gekauft für diese Reise, „denn meinen letzten Helm habe ich bei der Bundeswehr getragen“, sagt er. „Ich war da bisher nicht wirklich ein Vorbild für Radler“.
Außer „einer durchaus überschaubaren Reiseapotheke“ wird er ein Signalhorn mit dabeihaben. „Das ist so laut wie ein Martinshorn,“ meint er. Und Pfefferspray. „Angst habe ich vor wilden Hunden und Bären.“ Und wenn es mal nicht so läuft wie gedacht? Wenn der Hintern schmerzt oder die Beine? Wenn stehend fahren nichts mehr hilft? „Dann lasse ich mich irgendwo nieder und trinke einen gekühlten Weißwein.“ Ob ihn andere als Spinner bezeichnen, ist Uwe Prokscha egal. „Ich bin überzeugt davon, dass mich auch viele beneiden werden.“
Dass er mit dieser Tour um Unterstützung für die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ bittet, „gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt Prokscha. „Uns geht es doch so gut. Ich möchte mich an den einfachen Dingen im Leben erfreuen und das schätzen, was man hat. Und fast jeder kann doch radeln. Vielleicht hat der eine oder andere Lust, auch so etwas zu starten.“
Was ihn ein bisschen traurig macht ist die Tatsache, dass er nicht in Bayreuth sein wird, wenn der Sportring sein 100-jähriges Bestehen feiert. „Der Verein war für mich so wichtig, als ich ankam in Bayreuth. Damals bin ich alle Sportplätze der Stadt abgefahren. Das ist meine Heimat geworden.“ Doch Uwe Prokscha will in Gedanken dabei sein, bei der Jubiläumsfeier. Vielleicht mit einem gut gekühlten Glas Weißwein in der Hand.
Wer an die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ spenden möchte, kann das unter dem Stichwort „Uwe on tour“ machen. Unsere Bankverbindungen finden Sie oben.
Tour-Start: Uwe Prokscha und Stiftungsvorsitzende Gabi Schnetter


Tour-Tagebuch










