Vom klassischen Butterstollen über Varianten mit Mandel, Mohn oder Secco
Die Bäcker und Konditoren kommen zurück aus der Corona-Isolation mitten hinein in den Christkindl-Markt. Jeder der Lust hatte, durfte diesmal Stollenprüfer Manfred Stiefel über die Schulter schauen. Acht Bäckereien mit einer Auswahl von 30 Stollen stellten sich seinem Urteil.
Darüber hinaus hatten sich sechs Bäckereien noch zu einer besonderen Aktion entschlossen. In der Maxpassage bauten sie auf Tischen in einer Länge von rund sieben Metern den wohl längsten Stollen Bayreuths mit einem geschätzten Gewicht von etwa 20 Kilogramm auf. An diesem Adventssonntag wurde alles zugunsten der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ stückweise verkauft. 574 Euro kamen auf diese Weise zusammen. Verwendet wird das Spendengeld, um Lebensmittelgutscheine für Senioren zu kaufen.
An der Aktion beteiligten sich: Fuhrmann’s Backparadies, die Bäckerei und Konditorei Zollinger, Geseeser Landbäckerei, Bäckerei Höss aus Mehlmeisel, Bäckerei Feulner aus Eckersdorf und die Bäckerei-Konditorei Lang in Bayreuth.
Seit Wochen bereits ist Manfred Stiefel in ganz Deutschland unterwegs, um im Auftrag des Deutschen Brotinstituts das wohl weihnachtlichste aller Gebäckstücke zu testen, den Stollen, der mittlerweile in unglaublicher Bandbreite verkauft wird. Stiefel prüft Geschmack, Aussehen, die Kruste und den Geruch. Neben ihm steht in einer Tasse dünner schwarzer Tee. „Das hilft beim Neutralisieren,“ sagt er. Beim Brottesten verwendet er Wasser, bei Stollen gerne Tee wegen der vielen Butter, die in dem Gebäck enthalten ist. Nach jedem Probieren gibt es einen Schluck. All den neuen Sorten, wie etwa mit Cranberry-Walnuss oder Gin steht der gebürtige Berliner sehr offen gegenüber. Nicht erwärmen kann er sich aber für Spielereien, wie Leberkäse im Stollen, was ihm in Bayreuth auch nicht angeboten wird.
Für 21 Sorten vergibt er an diesem Sonntag die Höchstpunktzahl und damit ein: sehr gut. Bäcker, denen es dreimal in aufeinanderfolgenden Jahren gelungen ist, diese Höchstpunktzahl zu erreichen, werden von ihm mit einer Goldplakette belohnt. Am Sonntag gelingt das der Bäckerei Lang mit Whisky–, Gin- und Butterstollen, der Bäckerei Rippl aus Pegnitz mit Nuss- und Mohnstollen, Fuhrmanns Backparadies mit dem Dinkel- und Meisterstollen sowie Butter- und Quarkstollen. Zum Weihnachtsfest kommt bei Manfred Stiefel allerdings am liebsten der Klassiker, ein schöner Butterstollen, auf den Tisch. Wenn es ihn nach seiner Test-Tour überhaupt noch danach gelüstet. Denn die Stollenstücke, die Manfred Stiefel probiert, isst er auch. Stollenprüfer gehen da anders vor als Wein-Degustatoren, die in ein bereit gestelltes Gefäß ausspucken. „Das mache ich nicht, was würde das bei den Leuten für einen Eindruck hinterlassen,“ sagt Stiefel. Nur einmal sei ihm das allerdings passiert, räumt er ein. Da wurde ihm ein Stollen präsentiert, der nach dem Backen versehentlich in Salz statt in Zucker gewälzt worden war.
Manfred Stiefel lässt sich am Sonntag gerne über die Schulter schauen und Moderator Sebastian Sprödhuber, der Schwiegersohn des Obermeisters Michael Rindfleisch, ermuntert die Gäste dazu und weiht in so manche Geheimnisse beim Stollenbacken ein. Alexandra Zimmer verrät ihres: richtiger Stollenteig muss vor dem Backen eine Ayurveda-Massage erhalten. Nur so gelinge es, die ganzen Zutaten zu einer homogenen Masse zu vermischen. Wenn Rosinen beim Backen beispielsweise aus dem Teig ragen, verbrennen sie und hinterlassen einen bitteren Geschmack. Wellness pur in der Backstube zahlt sich also aus.
Die Besucher am Sonntag freuen sich trotz der Kälte vor allem über die gebotene Vielfalt. „Wann kann man schon mal die verschiedensten Sorten so unkompliziert probieren,“ sagt eine Frau und kauft dann gleich einen halben Stollen ihrer neuen Lieblingssorte. Während sich Stollenprüfer Stiefel im Nebenzimmer des Cafés Rossi niedergelassen hat – denn in der Ladenpassage weht ein kalter Wind und so richtig auf den Kälteeinbruch hat sich der Berliner, der seit Wochen aus dem Koffer lebt, nicht eingerichtet –, wärmen sich die Besucher draußen mit Glühwein auf.
Am späten Nachmittag sind fast sieben Meter Stollen an den Mann oder an die Frau gebracht, der Erlös von 574 Euro für die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ steht fest. Thomas Zimmer und Michael Rindfleisch, die das ganze organisiert hatten, freuen sich über den Erfolg. Und über einige restliche Stollenstücke freuen sich die Schausteller, die sie geschenkt bekommen.
Vielen Dank für diese – im wahrsten Sinn des Wortes – köstliche Unterstützung!