Jede Menge los in Gubitzmoos
Zwölf Teilnehmer waren es auch in diesem Jahr, die an der Powerwoche des Vereins Hippo-Team Bayreuth-Land teilnehmen konnten. Zwölf Kinder und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, die eine Woche lang Ferienabenteuer pur erlebten auf dem Hof von Christine Holzinger und Team. Drei von ihnen finanziert über die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“.
Der Hippotherapie den Stellenwert in der Arbeit mit behinderten Menschen zu geben, den sie eigentlich verdient, das ist das Anliegen der Physiotherapeutin Christine Holzinger, die seit nunmehr 15 Jahren auch das Angebot der Powerwoche in den Sommerferien macht. Vor allem die Krankenkassen bezahlen nur in seltenen Fällen die aufwendige Arbeit mit speziell ausgebildeten Pferden und jeder Menge Helfer. Und auch für die Eltern behinderter Kinder ist es oft unmöglich, die Kosten dafür, die bei rund 1.000 Euro liegen, zu stemmen. Unter anderem die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ übernimmt daher für drei Kinder die Kosten.
In dieser ereignisreichen Woche stand aber nicht nur das Reiten in der Halle oder der Spaziergang mit Pferden im Freien im Mittelpunkt. Es gab auch ein üppiges Angebot, das sich auf dem großen Hof und den Wiesen drumherum leicht umsetzen ließ. Im Schatten unter Bäumen gab es Picknick. Und als die Sonne brannte, veranstaltete man eine Wasserschlacht mit Schwämmen, die geworfen werden durften. Begeisterung bei vielen löst auch der Kletterturm aus, der gerne genutzt wird. Und manche genossen auch intensiv die Bauernhofatmosphäre, streichelten Katzen auf den großen Heurundballen in der Scheune oder tollten mit den Hunden Moppel und Amica über den Hof.
Für Kinder ebenso wie die Betreuer eine sehr intensive Zeit. Der siebenjährige Max beispielsweise, ein ehemaliges Frühchen, läuft mittlerweile im Gehtrainer kurze Strecken. Für ihn ist das bereits ein großartiges Erfolgserlebnis. Bei seiner Geburt wurde von den Ärzten prognostiziert, dass das nie der Fall sein würde. Mittlerweile macht er stetig Fortschritte. Oder Jackson, der an einer seltenen Muskelerkrankung leidet. Dank der Therapien kann er inzwischen mit anderen mithalten, Fußballspielen, hüpfen und rennen im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Und dann ist da noch Marie mit ihrer Sehbehinderung. Sie hat am Freitag viel Spaß daran, farbenfrohe Tattoos ihrer Freundin auf den Arm zu kleben. Sie helfen sich gegenseitig. Tine Holzinger: „Das ist großartig, wie einfach hier Inklusion gelebt wird. Man darf behinderte Menschen nicht immer in verschiedene Kategorien packen und dann sagen, das geht, und das geht nicht. Gemeinsam läuft vieles besser.“
Das Abschlusspicknick, bei dem die Kinder auch ihre aus Pappmaché gebastelten Eierbecher und die mit Kresse angesäten Eierschalen erhalten, findet bei leichtem Nieselregen in der Reithalle statt. Das hölzerne Reitpferd neben dem großen Sandkasten im Freien hat gerade Pause. Ein paar Jungs spielen Basketball. Eine Helferin malt mit grüner Farbe den Namen Jackson auf die Wand in der Halle. Direkt neben die Namen unzähliger anderer Kinder, die bereits zu Gast hier waren. Jackson wird hochgehoben, und darf direkt neben dem Namenszug einen grünen Handabdruck auf der Wand hinterlassen. Er strahlt.
„Viele Kinder stehen schon auf der Warteliste für das nächste Jahr,“ sagt Tine Holzinger, die inzwischen das Heft des Handelns ihrem Team übertragen hat und sich langsam zurückzieht. Mit drei Kindern hatte die Idee der Powerwoche im Jahr 2009 ihren Anfang genommen. Und inzwischen sind es schon so viele, die gemeinsam Spaß hatten, Erfolge erlebten und Fortschritte machten. Fortschritte, die ihnen kaum einer zugetraut hatte.