Vom lernenden Spielen zum spielenden Lernen
Leopold darf ihn diesmal aufwecken, den grünen Drachen Charlie, der in der großen Schatztruhe schlummert. Diesmal sind es die Zahlen eins bis sechs, die der Plüschdrache bewacht. Und mit ihnen spielen und lernen die Kinder der Vorschulgruppe im Kindergarten Buchau bei Pegnitz. Denn: „Wenn du in die Schule kommst, musst du bis 20 zählen können,“ sagt Manuela Bernt vom Verein „Pegnitz für Kinder“, die an diesem Morgen oben auf dem Kappelberg zu Gast ist.
Es ist eine lebhafte Gruppe, die rund um den Tisch sitzt, und sich vorher erst einmal mit ein paar lustigen Turnübungen und gemeinsam gesungenen Liedern aufwärmt. Konzentration, wie sie dann in der Schule gefordert ist, muss erst einmal geübt werden. Manuela Bernt ist Erzieherin und Lernberaterin und arbeitet nach dem Marburger Konzentrationstraining. Alle 14 Tage ist sie einmal zu Gast bei ihren Vorschulkindern und ergänzt damit das Angebot, das der Kindergarten bietet. „Das ist sehr wichtig, um den Kindern später den Übergang zur Schule zu erleichtern,“ sagt Claudia Stöckmann-Glock, die Kindergartenleiterin. Viele Kinder werden auch beim Übergang in die Schule begleitet, um ihnen die Angst zu nehmen. „Der Verein ist sozusagen das Bindeglied zur Schule. Und weil Frau Bernt von außen kommt, ist das natürlich nochmal etwas Besonderes für unsere Kinder.“ Vom lernenden Spielen zum spielenden Lernen, lautet die Devise, wobei Neugier und Freude am Lernen im Vordergrund stehen. In Kleingruppen werden basale Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie Aufmerksamkeitsspanne, strukturierte Vorgehensweise und erfassen von Arbeitsabläufen erlernt und gefestigt. Es geht aber auch um die Selbständigkeit der Kinder, die sich in der vertrauten Gruppenatmosphäre gut weiterentwickeln lässt.
Manuela Bernt vom Verein „Pegnitz für Kinder“ betreut zurzeit 132 Kinder in den Kindergärten im gesamten Gemeindegebiet Pegnitz: Kindergarten Don Bosco, Kindergarten zum Guten Hirten, Kinderstube, Franziskuskindergarten, Kindergarten St. Martin in Troschenreuth, Kindergarten St. Thomas in Trockau, Kindergarten St. Christophorus in Elbersberg und der Kindergarten Bronn. Sie werden im zweiwöchentlichen Turnus besucht. Im Kindergarten wünscht man sich noch mehr Kooperation mit den Schulen.
Auf diese Weise sei es möglich, auch schulische Lerninhalte in den Kindergarten zu holen, die Kinder aber auch zusätzlich zu fördern. Und ihnen die Grundbegriffe des Schulalltags zu vermitteln. Dazu gehört auch Disziplin, zum Beispiel nicht einfach loszurufen, wenn man etwas weiß, sondern sich zu melden.
Ana-Maria und Leopold hadern damit noch. Über den Übungsblättern, auf denen an diesem Tag die verschiedensten Gemüsesorten zu sehen sind, ist ein leeres Viereck aufgedruckt: es dient als „Garage“ für die Buntstifte. Auch das will geübt sein, dass mit den Stiften nicht einfach wild herumgefuchtelt werden kann. Doch Emma und Elias und die anderen vier, die an diesem Morgen am Tisch sitzen, haben schon viel Erfahrung gesammelt. Und Leopold verkündet stolz: „Ich kann bis 100 zählen.“ Mit allen Sinnen widmen sie sich den Zahlen. Manuela Bernt schüttet die verschiedensten Schulsachen aus einem Beutel auf den Tisch. Spitzer, Lineal, Stifte, Kleber und vieles mehr. Den Vorschülern macht es nicht viel Probleme, simultan die Mengen bis sechs zu erfassen. Dafür benötigen sie nicht einmal mehr die Finger, um nachzuzählen.
Gar nicht so einfach ist es dagegen, die zweite oder dritte Karotte in einer Reihe von links auszumalen, denn auch zwei Linkshänder sind in der Gruppe. Und dann erklärt Manuela Bernt, dass man Zahlen auch hören kann. Dazu lässt sie Glasmurmeln in ein Gefäß fallen. Die Kinder lauschen mit verschränkten Armen, dem Brezelgriff, wie sie es nennen, und geschlossenen Augen, konzentriert und nennen die richtige Zahl.
Den Verein „Pegnitz für Kinder“ hat Altbürgermeister Manfred Thümmler 2006 anlässlich der Feier seines 60. Geburtstages gegründet. Sein Wunsch war, dass sich Eltern etwas leichter tun bei der Förderung ihrer Kinder. „Nicht alle sind finanziell so gut aufgestellt,“ sagt Thümmler, der weiß wovon er spricht. „Ich stamme aus einer Familie mit sechs Kindern.“ Und der Einstieg in das Schulleben soll erleichtert werden, das war ihm wichtig. Den Erfolg bestätigen auch Lehrer, berichtet Thümmler. Eine Grundschullehrerin habe ihm gesagt, das Projekt erspare in der Schule zwei bis drei Monate Arbeit. Und das ist auch der Stadt Pegnitz wichtig, die bisher für jedes Neugeborene 250 Euro jährlich zur Verfügung stellte. „Seit 2019 sind es nur noch 200 Euro“, erklärt Thümmler. Auch die Stadt Pegnitz muss sparen bei den freiwilligen Leistungen. Umso mehr ist der Verein auf Unterstützung von außen angewiesen. „Ich habe schon noch meine Kontakte und Verbindungen,“ meint Thümmler, der sich Gedanken darüber macht, wie es mit dem Verein weitergehen wird. „Ich werde schließlich jetzt 76 Jahre alt“. Geleistet werde dann halt das, was mit Spendengeldern möglich sei. Die Kurier-Stiftung Menschen in Not unterstützt in diesem Schuljahr mit der Anschaffung von Material. Vom Federmäppchen, das ausgetauscht werden muss, bis hin zu Buntstiften und Sammelmappen. Stofftüten werden von der Sparkasse zur Verfügung gestellt.
Hier finden Sie den Bericht im Nordbayerischen Kurier.