Da kommt richtig viel in die Tüte
Es ist das größte Projekt, das die Kurier-Stiftung jedes Jahr stemmt, und auch das mit der längsten Tradition: fast 600 Taschen mit Lebensmitteln werden gepackt und über 600 Gutscheine ausgestellt.
Schon im August, bei 30 Grad im Schatten, kommen die ersten Nachfragen, ob es denn wieder Lebensmitteltüten geben wird zu Weihnachten, sagt Dolores Longares-Bäumler von der Caritas. Und dass sie etwa doppelt so viel Taschen ausgeben könnte, wie dann gepackt werden. „Wir müssen unseren Leuten dann immer sagen, alle drei Jahre muss mal eine Pause sein.“
Die grünen Tüten, die im E-Center des Schneider-Marktes befüllt werden, sind proppenvoll mit Lebensmitteln, von Nudeln über Reis bis hin zu Fruchtsaft, Tee, Kaffee, Erdbeermarmelade, Wurstdosen, Lebkuchen und Spekulatius. Und, als besondere Überraschung für Kinder: mit Ü-Eiern. Alles Dinge, die in einem normalen Haushalt selbstverständlich sind, aber für viele Menschen eben nicht.
Die grüne Tüte ermöglicht manchem, doch noch ein Festessen auf den Tisch zu bringen, sich ein paar Freunde einzuladen. Denn „drastische Teuerungsraten treffen Geringverdienende, Rentner und Transferleistungsempfänger, aber auch verschuldete Menschen“, betont Irene von der Weth vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Energierückstände wiederum bedrohen Existenzen und seit einigen Monaten verschärft sich das Problem durch weitere Preissteigerungen in der gesamten Lebenshaltung.“ Die Mitarbeiter in den Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände erleben mit, wie immer mehr Menschen sprichwörtlich ums Überleben kämpfen, berichtet sie.
Umso wichtiger wird die Aktion, die seit Anbeginn auch von sehr jungen Menschen begleitet wird. Schülerinnen und Schüler helfen mit beim Packen. Diesmal ist es die Klasse 8b des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums (MWG). Ihr Klassleiter Johannes Münch findet es gut, dass die Schüler mal für andere tätig sind.
Edeka-Bezirksleiter Maik Richter hat die Packstraße mitten im Eingangsbereich des weitläufigen Einkaufsmarktes platziert. „Die Kunden sollen sehen, was hier gemacht wird.“ Und manche interessieren sich auch, bleiben stehen und fragen nach.
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten gelingt es, die vielen Lebensmittel so in die Tüte zu schlichten, dass auch alles hineinpasst. „Gut, dass wir eine mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse sind“, witzelt einer der Schüler. Spaß haben sie, die Achtklässler, die – betreut von Nicole Hahn und Sylvia Potzel vom Paritätischen Wohlfahrtsverband – hier ihren Vormittag verbringen.
Auch Brigitte Schmidt-Blick von der Diakonie ist zufrieden, als sie die Tüten abholt. „Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Zuwendung. Manche, die alleinstehend sind, bekommen vielleicht sonst gar kein Geschenk. Gerade in den letzten zwei Jahren ist das noch wichtiger geworden, weil die Menschen hohe Teuerungen aushalten müssen.“
Die Aktion bedeutet bereits im Vorfeld viel Aufwand. Und warum das alles? „Einfach weil es Menschen Freude bereitet, deren Leben vielleicht nicht immer nur aus Sonnenschein besteht“, resümiert Susanne Bühner vom Roten Kreuz. „Natürlich besteht Weihnachten nicht nur aus Geld ausgeben. Oft ist gemeinsame Zeit viel wichtiger als gekaufte Geschenke. Aber schon der Besuch von Verwandten, ein kleiner Wunsch des eigenen Kindes oder ähnliches lässt einen die finanzielle Not noch einmal stärker spüren.“
Und hier noch die Zitate der Schülerinnen und des Schülers:
Clara Eckert: „Ich habe daheim auch viele Geschwister. Ich weiß schon, wie das ist, wenn man aufs Geld schauen muss und sich nicht gleich jeden Wunsch erfüllen kann.“ Armut selbst hat die Achtklässlerin noch nicht erlebt, auch nicht im Bekannten- und Freundeskreis. Umso mehr freut sie sich, bei dieser Aktion helfen und dabei sein zu können.
Jona Anders: „Wir sind jetzt seit 8.15 Uhr hier und packen. Ich finde die Idee sehr gut. Denn das ist wichtig, dass andere auch etwas von den Dingen unterm Weihnachtsbaum liegen haben, die für uns ganz normal und alltäglich sind.“ Jona schätzt vor allem das Miteinander und den Zusammenhalt in der Klasse und auch unter den Menschen.
Mariella Rhau: „Ich finde es vor allem schade, dass das Geld in der Welt so ungerecht verteilt ist.“ Die Achtklässlerin selbst muss sich persönlich keine finanziellen Sorgen machen, aber die soziale Schere, die immer weiter auseinanderklafft und die ungleiche Verteilung materieller Ressourcen findet sie schon sehr bedrückend.
Trudy Mayerlen: „Wenn man selbst in einer Großfamilie lebt, weiß man schon, was es heißt, zu sparen. Ich selbst versuche Geld zurückzulegen, um mir etwas Größeres anzuschaffen. Was das genau sein wird, weiß ich aber noch nicht.“ Die Achtklässlerin findet es gut, dass die Aktion mitten im Markt stattfindet, sodass es jeder sehen kann.
Wir danken allen, die uns bei der Umsetzung der Aktion geholfen haben und damit Menschen, die besonders von Armut betroffen sind, einige unbeschwerte Stunden ermöglichen!