Rezepte mit Herz
Viele Köche verderben den Brei, sagt der Volksmund. Mitnichten, wenn man sie nacheinander kochen und backen lässt. Eine bunte Ideenvielfalt gibt es im Kochbuch „Rezepte mit Herz“ der Kurier-Stiftung.
Das Buch mit seinen 146 Seiten liegt gut in der Hand. Praktisch ist es mit seiner Ringbindung obendrein. Man legt es aufgeschlagen in die Küche, und schon kann es losgehen mit dem kochen oder backen. Und das Beste daran: Der Erlös aus dem Verkauf geht vollständig an Menschen, die Unterstützung nötig haben, denn die Kosten für die Drucklegung übernimmt der „Nordbayerische Kurier“.
Unterstützung kommt auch von anderer Seite. Die Soroptimistinnen Bayreuth, ein Serviceclub berufstätiger Frauen, helfen mit einer Spende von 3.000 Euro, damit Lebensmittelgutscheine für Senioren gekauft werden können. Präsidentin Sabine Köppel: „Die verstecken sich und ihr Leid und haben oft nicht mehr genug Energie, um Hilfe einzufordern. Steigende Lebensmittelpreise und hohe Energiekosten haben die Lage in den letzten Monaten verschlimmert.“ Schnell ist bei den Clubschwestern die Entscheidung getroffen, die Kurier-Stiftung zu unterstützen. „Die Idee der Lebensmittelgutscheine für Senioren, die die „Menschen in Not“- Stiftung ins Leben gerufen hat, hat uns sofort überzeugt,“ sagt Köppel.
Beim Wintermarkt des Clubs am Samstag, 25. November, von 10 bis 15 Uhr im Evangelischen Zentrum in Bayreuth wird darüber hinaus das Rezeptbuch verkauft. Zwischen Second Hand- und Vintage Mode, einem modernen Buch-Antiquariat und Geschenkideen bieten die Soroptimistinnen auch hausgemachte Suppen, herzhafte und süße Backwaren an. Und natürlich das Rezeptbuch. Um wieder den Volksmund zu befragen: Liebe geht durch den Magen, heißt es da. In diesem Fall gleich 76 mal. 76 Herzensangelegenheiten, von der Urgroßmutter weitergereicht bis zum Enkel, aber auch neu kreiert von einem jungen Mädchen, das schon als Kind begeistert gekocht und gebacken hat, haben wir zusammengetragen und ihm einen herzigen Rahmen gegeben.
Dazu gibt es noch ein paar leere Seiten, damit auch jeder sein persönliches Herzens-Schmankerl selbst eintragen kann, um das Büchlein vielleicht als Geschenk zu personalisieren. Da findet sich etwa die Lachsroulade von Helga Teupert, die ihre Familie gerne mit einer leckeren Überraschung verwöhnt, die Ochsenbäckchen, die Rainer Knörle zubereitet, aber auch die pikante Karottensuppe, die von der Mutter an die Tochter überliefert wurde. Sieglinde Rom hat uns das Rezept geschickt. Landrat Florian Wiedemann steuert einen Sauerbraten bei – ein Gericht, das bei ihm Kindheitserinnerungen weckt – und von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger kommen Plätzchenrezepte – „nicht nur zu Weihnachten lecker“.
Einen Ausflug nach Italien ermöglicht Laura Krainz-Leupoldt, von der man als Gesellschafterin der Pema Vollkornspezialitäten zu dieser Zeit vielleicht ein Lebkuchen-Rezept erwartet hätte. Weit gefehlt. Als Beiratsmitglied der Stiftung „Menschen in Not“ serviert sie italienischen Brotsalat mit Fenchelcreme und Orangenstücken.
Ganz weit in die Bayreuther Historie zurück reicht ein Rezept, das die Bayreuther Märchenfrau Andrea Gisder immer wieder mal bäckt: Bayreuther Pfefferkuchen. Das Rezept dazu stammt aus dem Kochbuch der Henriette Dorothea Grimm, Ehefrau des Märchensammlers Wilhelm Grimm. In den Jahren nach 1841 in Berlin gab es oft Kaffeekränzchen für Freunde, bei denen Rezepte ausgetauscht wurden. So wird auch das „Bayreuther Pfefferkuchen-Rezept“ in die Hände von Dorothea Grimm geraten sein. Andrea Gisder hat die Zubereitung für uns mit einer Anleitung für heutige Bäckerinnen versehen.
Familiengeheimnisse verraten Jutta Goldfuß mit ihrem „Fluchtnudelsalat“, ein Rezept ihrer Oma Lina und Heike Weich mit der Leberknödelsuppe, die sie ebenfalls an ihre Oma erinnert. Ein besonderes Rezept ist auch der Hirschrücken tricolore von Martin Hertel, dem stellvertretenden Leiter des Forstbetriebs Fichtelberg. Nicht nur Jäger sondern auch begeisterter Koch hat er für die bayerischen Staatsforsten bereits diverse Kochbücher gestaltet, und zwei Lieblingsrezepte für das neue Kochbuch beigesteuert. Neben dem klassischen Hirschrücken auch etwas sehr Ungewöhnliches: Tanneneis!
Ergänzt wird alles noch mit Herzhaftem aus den Küchen der Region, mit Kartoffelkäse von Angelika Engelbrecht – „eine gute Resteverwertung“ oder Knoblauchsoße, wie sie Kerstin Baumann anrührt. Das Wichtigste dabei: Alles wurde und wird mit Herz zubereitet. Denn: Liebe geht durch den Magen. Das war schon immer so und wird auch so bleiben.