Weihnachtsüberraschung in einer roten Tasche

Rund 41.000 Euro gibt die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ in diesem Jahr für ein Projekt aus, das es fast schon so lange gibt, wie die Hilfsaktion selbst, und doch gefragter ist denn je: die Lebensmitteltüten zur Weihnachtszeit.

„Schon im Sommer haben wir die ersten Anfragen, ob man nicht auf die Liste gesetzt werden könnte,“ sagt Claudia Potzel von der Caritas. Und so werden an diesem Dienstagmorgen im Edeka-Center in der Otto-Hahn-Straße – vor den verdutzten Augen so mancher Kunden – 590 Lebensmitteltaschen zusammengepackt. Mit Dingen, die die meisten so ganz selbstverständlich einkaufen, wenn Festtage bevorstehen, für manche aber unerschwinglich sind. Spekulatius und Lebkuchen finden sich in den knallroten Tüten, Putenwurst und Rindergulasch in Dosen ebenso wie Marmelade, Reis, Nudeln, Vollkornbrot, aber auch Orangensaft, Tee und Kaffee und ein Überraschungs-Ei.

Verteilt werden außerdem 419 Gutscheine für Kinder und 243 Seniorengutscheine. Alles zusammen genommen mit einem Gesamtwert von rund 41.000 Euro.

Und das alles geschieht in einer konzertierten Aktion, bestens vorbereitet von den Helfern der fünf Wohlfahrtsverbände und Maik Richter, Bezirksleiter von Edeka-Schneidermarkt, der bereits am frühen Morgen im großzügigen Eingangsbereich die Paletten, Tische und Waren aufgebaut hat. Als die 19 Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums mit ihrer Latein- und Sportlehrerin Franziska Viekoff ankommen, kann es sofort losgehen. Die roten Taschen liegen bereit, in die alles hineingepackt wird, ebenso die 500 Bilder, von Kindergartenkindern gemalt und mit Weihnachtsgrüßen versehen. Zusammen mit guten Wünschen der Stiftung und der Verbände werden sie an die prall gefüllten, roten Tüten geheftet, bevor das alles auf die Reise gehen kann.

Der Zeitplan ist eng getaktet, doch die Schüler, die sich ihren Arbeitsplatz erst einmal gemütlich machen mit einer schnell aufgestellten Boombox, aus der Weihnachtsklassiker der verschiedensten Art erklingen, sind fix dabei. Zwischen „Last Christmas“ und „Feliz Navidad“ wandert Tüte um Tüte  gut gefüllt auf den Tisch, um dort verknotet und mit Grußkarten versehen zu werden, und danach auf den Transportwagen, der die Leckereien nach draußen verfrachtet, wo die verschiedenen Fahrzeuge der Wohlfahrtsverbände nach und nach eintreffen.

Maik Richter sieht immer wieder nach dem Rechten, entsorgt leere Kartons und kümmert sich darum, dass ausreichend Lebensmittel bereitstehen. Er begleitet die Aktion schon seit vielen Jahren, und jetzt zum zweiten Mal im neuen Markt in der Otto-Hahn-Straße, der mit seinem großzügigen Eingangsbereich prädestiniert ist für derartige Aktionen. „Endlich nicht mehr im zugigen Lieferbereich,“ meint Sylvia Potzel vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Und etliche Kunden kommentieren die Aktion, auf die auch ein Aufsteller hinweist, mit erhobenem Daumen. „Gut so“, meint ein älterer Herr im Vorübergehen. Maik Richter sieht das genauso. „Wenn man sieht, wie viele Menschen es gibt, die es nötig haben.“ Wichtig ist ihm auch, dass in der Region geholfen wird.

Weit vor dem gesteckten Zeitfenster haben die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit beendet und Lehrerin Franziska Viekoff ist mehr als zufrieden. „Ich glaube, alle nehmen hier ganz viel mit“, ist sie überzeugt. Und das bestätigt auch Dolores Longares-Bäumler von der Caritas, die ihre Pakete, die nach Speichersdorf geliefert werden, in den Tagen vor Weihnachten auch persönlich ausfährt. Ohne vorherige Ankündigung bei den Beschenkten. Es sei Jahr für Jahr emotional sehr aufwühlend, sagt sie, aber auch: „Ohne das hätte ich kein Weihnachten.“ Und auch keine neuen Socken. Denn die kriegt sie in jedem Jahr von einer der Besuchten geschenkt. Das ist so sicher wie Weihnachten am 24. Dezember.

Mathilde Hofmann, Antal Kovacs und Lotta Bargel (von links) aus der Klasse 9a des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums sind sich einig: die meisten Menschen heute streben zu sehr nach Materiellem. Der Konsum stehe zu sehr im Fokus. Die Aktion der Kurier-Stiftung habe man sehr gerne unterstützt, sagt Lotta. Die Lehrerin habe es ihnen vorgeschlagen. Und Mathilde ergänzt:  „Weihnachten ist doch das Fest der Liebe.“ Man fühle sich schon manchmal schlecht, weil es einem so gut geht und an nichts fehlt. „Deshalb sind wir gerne bei sozialen Projekten dabei“, sagt auch Antal.

Eine Woche danach ...

Mitten in die Weihnachtsfeier der Klasse 9a im Pavillon des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums hineingeplatzt: Die Schülerinnen und Schüler freuten sich riesig über den Kino-Gutschein als Dankeschön für ihren Einsatz bei der großen Lebensmittelpack-Aktion im Edeka-Markt für die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“.
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