Schützenkönig und Herzensdame
Josef Nützel war nicht nur neunmal Schützenkönig in Löhlitz, er kann auch jodeln und erzählt gerne. Irene Hofmann bemalt Leinenbeutel individuell mit Motiven, die auf die Besucher abgestimmt sind. Die Gäste der Hollfelder Tagespflege sind ganz verschieden und mit eigenen Bedürfnissen, so wie Menschen eben sind. In der Tagesstätte gehen die Betreuerinnen auf all das ein.
Eine Herzensdame prangt in voller Schönheit an der Tür, die hinausführt auf die Terrasse. Zusammengeklebt aus lauter bunten Papierherzen haben sie auch Irene Hofmann und die fast erblindete Ottilie Neubauer, die regelmäßig in der Einrichtung zu Gast sind. Es geht bunt zu und auch oft lustig.
Seit Februar vergangenen Jahres bietet die Caritas die Möglichkeit, alte Menschen, die in den eigenen vier Wänden weiterhin wohnen möchten, tagsüber umfassend zu versorgen, wenn ihre Angehörigen zur Arbeit gehen. Die Räume sind liebevoll eingerichtet und bieten viel. Das reicht von Relax-Sesseln bis hin zu Betten, damit jemand auch tagsüber schlafen oder zumindest ruhen kann.
Etwa 20 bis 24 Besucher sind hier jeden Tag gut versorgt, berichtet Andrea Liepke, die Leiterin der Einrichtung. Es gibt viel Platz für gemütliche Bastel- und Spielrunden, aber auch Gedächtnistraining, Gymnastik, vorlesen aus der Zeitung, gemeinsames Backen und vieles mehr. Auch für den Fahrdienst ist gesorgt, um den Angehörigen die Arbeit zu erleichtern. Im Sommer halten sich die Gäste gerne auf der Terrasse auf. Immer ein Auge haben die Betreuerinnen auf demente Gäste, die gerne mal Reißaus nehmen.
„Wir haben von Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet,“ sagt Liepke. Das Angebot ergänzt die Leistungen des Mehrgenerationenhauses und soll damit verknüpft werden. Hinderlich dabei ist allerdings die räumliche Trennung. Man überlege noch, wie sich das optimieren lässt, sagt Ruth Domide, die Leiterin des Mehrgenerationenhauses. Dennoch ist bereits jetzt eine Auslastung in der Tagespflege von etwa 80 bis 90 Prozent erreicht, sagt Liepke. Und darauf legt die Caritas als Träger größten Wert. Um den Bekanntheitsgrad zu steigern, gibt man sich größte Mühe. So ist beispielsweise ein Fest im Herbst geplant mit einem Tag der offenen Tür, aber auch Schnuppertage. „Es wird ein Herbstfest geben am Samstag, 28. September. Da wird in Hollfeld Patronatsfest St. Salvator gefeiert, und das passt wunderbar zu uns, denn St. Salvator ist der Namenspatron der Caritas-Tagespflege,“ sagt Liepke.
Fester Bestandteil des Tagesablaufes sind auch die gemeinsamen Mahlzeiten. Es gibt nicht nur Frühstück und Nachmittagskaffee, sondern auch selbst zubereitetes Mittagessen. In der Küche ist viel Platz, so dass diejenigen, die es möchten, auch mithelfen können.
Oft wird von Angehörigen oder Helfern Obst und Gemüse aus deren Gärten gespendet. Darüber freuen sich die Betreuungskräfte. Organisiert wird vieles von Gerhard Leikam, „der guten Seele für Tagespflege und Mehrgenerationenhaus,“ wie Andrea Liepke ihn nennt.
Allerdings müssen die Lebensmittel bis zur endgültigen Verarbeitung gekühlt, beziehungsweise portioniert eingefroren werden, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Daher wünschte man sich in der Tagespflege einen Kühl- und Gefrierschrank, für den aber keine Mittel vorhanden waren. Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ sprang in die Bresche und finanzierte die Neuanschaffung.