Grundstein gelegt
Ganz zum Schluss bekam das Kind noch einen Namen: Digi-Lotsen heißen diejenigen, die künftig das seniorenpolitische Gesamtkonzept der Stadt Bayreuth optimieren helfen. Brigitte Nürnberger vom Seniorenamt stellt sie am Samstag in der Bürgerbegegnungsstätte vor. Betreut vom Sozialpädagogen Florian Sammet sind Luisa Jung, Elias Kramm und Vincent Weih, die alle drei kurz vor dem Abitur stehen, ehrenamtlich im Einsatz. Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ stellt dafür sechs Leih-Tablets im Wert von 1.600 Euro zur Verfügung.
„Der Wandel zu einer zunehmend digitalen Welt vollzieht sich in allen Lebensbereichen und fordert jede Generation. Am deutlichsten spüren jedoch gerade ältere Menschen die Folgen dieser Entwicklung,“ betont Brigitte Nürnberger. „Nur wer über ein Gerät mit Internetverbindung verfügt, es bedienen und die Anwendungen auch verstehen kann, wird die Chancen der Digitalisierung wahrnehmen und für sich nutzen.“
Verschiedene Organisationen bieten bereits Kurse oder Lehrgänge zu den Themen an. Über die ehrenamtlichen Digitallotsen soll das gebündelt werden. Das Projekt werde in der Bürgerbegegnungsstätte starten, danach gehe es weiter in den Quartierstreff Hammerstatt, ins Café der Stadtmission in der Sophienstraße, zum Verein Jung und Alt zusammen (Jaz), zum Gehörlosen-Treff sowie ins Stadtteilbüro am Menzelplatz. Nach und nach sollen – je nach Bedarf – Angebote in weiteren Seniorennetzwerken und Stadtteilen umgesetzt werden.
Dabei werde man sich – so Florian Sammet – nach den jeweiligen Bedürfnissen richten. Von kleinen, sozusagen häppchenweisen Mediensprechstunden, etwa dem Umgang mit kostenlosen Mitteilungs-Apps auf dem Smartphone bis hin zu Basisarbeit – „Hilfe, ich habe das Internet gelöscht!“ Alles soll möglich sein. Auch Sammet ist überzeugt: „Da werden viele kommen.“
Die drei jungen Ehrenamtler hat Volker Sommerfeldt von der Stadtmission mitgebracht. Im Café in der Sophienstraße arbeite man derzeit an der Belastungsgrenze. Für rund 200 Besucher täglich – auch viele ukrainische Flüchtlinge – habe man jetzt sechs Wochen lang täglich gekocht. „Jetzt wird es auf dreimal pro Woche reduziert.“ Nebenbei gebe es einen Lieferservice für Möbel, Lebensmittel würden ausgefahren, und nun wolle man sich auch in der Seniorenarbeit engagieren.
Elisabeth Zagel von der Familienbildungsstätte hatte quasi den Grundstein für diese Schulungen mit ihren Mediensprechstunden, die sehr nachgefragt werden, gelegt. Sie freut sich über diese Erweiterung des Angebotes.
Auch Monika Helgert vom Verein Jung und Alt zusammen, und Klaus Hamann, Vorsitzender des Seniorenbeirats, berichten über die verschiedenen Kurse und Angebote, die es bereits gibt, aber auch über Probleme im Alltag und die Barrieren, die oft überwunden werden müssen. „Wenn Senioren der Zugang in die digitale Welt verwehrt wird, heißt das, dass eine ganze Generation ausgegrenzt wird,“ sagt Hamann. Wichtig sei auch, dass nicht unbedingt Kinder oder Enkel den Großeltern den Weg in die digitale Zukunft ebnen. „Da werden oft Einstellungen vorgenommen ohne es zu erklären“, ergänzt Florian Sammet. Und viele, die in diese neue Welt sozusagen hineingeboren wurden, brächten einfach auch nicht die Geduld auf, die es brauche, um Senioren zu schulen.
Info: Im Rahmen des Projektes erhalten jetzt die verschiedenen Stadtteil-, Seniorentreffs oder Kirchengemeinden Tablets. Wer sich dafür interessiert, kann sich entweder beim Seniorenamt der Stadt Bayreuth, bei Brigitte Nürnberger, Telefon 0921/251604 oder bei Katja van Oosterhout, Tel. 251609 melden, oder bei Volker Sommerfeldt von der Stadtmission, Telefon 0175/2976662.