Jahr voller Herausforderungen und Hoffnung
Die Kurier-Stiftung hat auch 2024 wieder zahllosen Menschen in der Region geholfen – mit dringenden Anschaffungen bis hin zu lebenswichtigen Medikamenten. Ein Rückblick auf ein Jahr voller Solidarität und Unterstützung.
Ein neuer Bus für die Stadtmission in Bayreuth ein neuer Kühlschrank für die Tagespflege der Caritas in Hollfeld, Osternester, Suppenaktionen gegen Einsamkeit und Lebensmittelpackaktionen: Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ blickt wieder einmal auf ein bewegtes Jahr zurück. „Ein turbulentes Jahr“, fasst Gabi Schnetter, die seit genau einem Jahr den Vorsitz der Stiftung innehat, zusammen. Auch wenn die ehemalige Kurier-Redakteurin inzwischen in Rente ist – die Stiftungsarbeit beschäftigt sie vor allem in der Vorweihnachtszeit wie ein Vollzeitjob. Was sie nicht missen möchte.
Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ ist seit etwa 40 Jahren in der Region aktiv. Auch 2024 hat sie sich als unverzichtbare Stütze für hilfsbedürftige Menschen im Verbreitungsgebiet erwiesen. Insgesamt wurden über 100 Hilfsanträge bewilligt. Auf rund 190.000 Euro belief sich der Betrag der Unterstützung, den die Stiftung ausgab.
Dabei waren große Anschaffungen – wie der rote Bus, den Diakon Volker Sommerfeld jetzt bei der Arbeit der Stadtmission einsetzt. Aber auch kleine, direkte Hilfen. „Wir sind ein wenig wie die Feuerwehr“, beschreibt es Schnetter. Die Stiftung wird oft dann aktiv, wenn die Lage schon ernst ist: der Strom am nächsten Tag abgestellt wird, die Räumungsklage droht. Geholfen wird auch bei kleinen Beträgen, sagt Schnetter: Wie etwa die 68 Euro umfassende Kostenübernahme bei der Krankenkasse für eine Rentnerin, die aufgrund chronischer Erkrankungen dringend darauf angewiesen war.
Im Vergleich zum Vorjahr zeigen sich deutliche Veränderungen bei den Hilfsanfragen. Ein neuer Schwerpunkt ist der gestiegene Bedarf an Unterstützung bei Wohnungsberäumungen, da, so Schnetter, wohl immer mehr Menschen Schwierigkeiten haben, ihre Wohnbedingungen zu sichern. Gleichzeitig gibt es in den Sachleistungen unterschiedliche Entwicklungen: Während die Nachfrage nach Waschmaschinen mit 13 Anträgen im Vergleich zu 26 im Vorjahr zurückging, stieg der Bedarf an Küchenherden von neun auf elf an. Alarmierend ist die Verdopplung der Fälle von drohenden Stromsperren: Waren es im Vorjahr noch zehn Betroffene, suchten in diesem Jahr 19 Menschen wegen Energiearmut Unterstützung. Auf der anderen Seite gab es bei den Räumungsklagen einen Rückgang von acht auf vier Fälle.
Ein Höhepunkt war die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Nemmersdorfer Weihnacht, deren Erlös von 1.902 Euro an die Stiftung ging. „Die Solidarität, die wir hier erleben, ist überwältigend. Es zeigt, dass unsere Arbeit von der Gesellschaft geschätzt wird“, sagt die Vorsitzende.
Die Hauptaufgabe der Stiftung, seien die Einzelschicksale. Diese blieben oft lange im Gedächtnis, sagt Schnetter. Wie etwa der Fall einer jungen Mutter mit einer Krebserkrankung im Endstadium. Für die die Krankenkasse ein schmerzlinderndes, aber teures Medikament nicht zahlte. „Wir stemmen dieses Medikament, weil wir einfach für die Frau ein menschenwürdiges Ende haben wollen.“ Und den Kindern wertvolle Momente mit der Mutter.
In einem Jahr voller wirtschaftlicher Unsicherheiten war auch die Spendenbereitschaft der Menschen ein Faktor der Stiftungsarbeit: „Wir spüren, dass viele Menschen finanziell vorsichtiger geworden sind.“ Dennoch habe sich die Stiftung über eine stabile Spendenlage freuen können – dank Großspenden hiesiger Unternehmen, egal ob Handwerksbetrieb, der ein Jubiläum feiert, oder global tätiger Konzern. Kein einziger Euro sei aber zu wenig: Kleinspenden, also Beträge bis 50 Euro, machten in 2024 etwa 40 Prozent des Spendenaufkommens aus, im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei 50 Prozent.
Gleichzeitig sieht Schnetter die wachsende soziale Ungleichheit als alarmierendes Zeichen: „Nach den politischen Entscheidungen, die uns jetzt zum Jahresbeginn bevorstehen, wird die soziale Schere noch mal weiter auseinanderklaffen“. Bereits jetzt werden etwa 1.000 der 16.000 Rentner der Stadt vom Sozialamt betreut, sagt Schnetter. Und es stehe eine Häufung extremer Fälle bevor, wie der einer Frau, „die nach den monatlichen Abzügen mit 81 Euro pro Monat auskommen muss.“ Dadurch werde es mehr und mehr Personen geben, die abhängig von Sozialleistungen und Unterstützung werden. Motivierend dagegen seien Beispiele wie die Lebensmittelpackaktion Anfang Dezember, bei der 19 Schüler der Klasse 9a des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums mithalfen. Und die der Stiftungsvorsitzenden am Ende sagten, dass sie im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder mit dabei sein möchten. Solche Erlebnisse, auch Weihnachtspost und Grüße, die sie aktuell von Betroffenen erhält, „geben einem viel zurück“.
Das Interview führte Adeline Lehmann für den Nordbayerischen Kurier.