Im Kampf gegen die Schuldenspirale
Brigitte Schmidt-Blick ist als Sozialpädagogin seit vielen Jahren in der Kasa, der kirchlichen allgemeinen Sozialarbeit der Diakonie tätig. Seit sieben Jahren in der Friedrich-von-Schiller-Straße angesiedelt, und damit ganz nah dran an denjenigen, die Beratung brauchen und Hilfe suchen. „Wir sind diejenigen, die zum Beispiel der Schuldnerberatung der Caritas zuarbeiten,“ erklärt Schmidt-Blick. In den hellen Räumen der Diakonie wird Basisarbeit geleistet. Dorthin kommen Alleinerziehende ebenso wie gerade arbeitslos Gewordene oder auch Menschen, die sich mit dem Bürokratiemonster überfordert fühlen. Und das sind nicht wenige. „Es dürfen zunächst mal alle zu uns kommen,“ sagt Schmidt-Blick. „Das ist unser Anspruch.“ Entsprechend breit gefächert ist dann auch die Unterstützung, die geleistet werden muss.
Im vergangenen Jahr waren es 484 Klienten, die hier beraten wurden und rund 64 bis 70 Prozent von ihnen hatten in erster Linie Probleme mit Verschuldung. Dabei seien die Fälle nicht mehr geworden durch die Corona-Zeit, ganz im Gegenteil. „Corona hat ja auch viele Hilfen hervorgebracht“, erklärt Schmidt-Blick. „Und so haben sich manche über Wasser gehalten.“ Jetzt erst zeigen sich die Auswirkungen der allgemeinen Teuerung, „die ja nicht nur den Lebensmittelbereich umfasst.“ Und so geraten immer mehr Menschen in die Schuldenfalle.
In erster Linie Energieschulden, also nicht bezahlte Stromrechnungen oder Betriebskostenabrechnungen für die Heizung bereiten vielen Geringverdienern große Probleme. „Außerdem sind jetzt neue Gruppen dazukommen.“ Altfälle, nennt sie Schmidt-Blick, aber auch Menschen, die jetzt in Rente gehen oder von einer Frühverrentung betroffen sind. Wenn sie dann noch Schulden abbezahlen müssen, reiche das Budget nicht aus. „Vor allem Leute, die Wohngeld beziehen, fallen ein bisschen durchs Raster, wenn es Probleme mit den Energiekosten gibt.“ Die Bearbeitungszeit für den Wohngeldbezug sei lange. Mit drei bis vier Monaten sei hier zu rechnen, sagt Schmidt-Blick.
Ganz viele, die im Niedriglohnsektor tätig seien, schwanken zwischen Bürgergeld und Lohn. Nachzahlungen dauern oft lange bis sie bewilligt werden. In solchen Fällen schätzt Schmidt-Blick die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“, die unbürokratisch und schnell helfe, wenn Menschen in Vorleistung gehen sollen, das Geld dafür aber fehlt. „Viele kommen mit den Problemen dann auch psychisch nicht mehr klar.“ Wenn eine Stromsperrung beispielsweise drohe oder Inkassobüros sich eingeschaltet haben. „Selbst kleine Schulden in Höhe von vielleicht 50 oder 60 Euro summieren sich dann schnell auf über 200 Euro hoch.“ Die Kurier-Stiftung helfe schnell und sei oft die einzige Möglichkeit, der einzige Weg heraus aus der akuten Notsituation. „Wir sind sehr dankbar dafür,“ sagt Schmidt-Blick.
Hinzu komme bei vielen das Übermaß an Bürokratie. „Bei Alleinerziehenden beispielsweise jonglieren wir oft mit fünf bis sechs Ämtern,“ erklärt Schmidt-Blick. Besonders bedrückend empfindet es die Sozialpädagogin, wenn Menschen, die arbeitslos geworden sind und wenig Erfahrung mit Behörden haben, sehr schnell durch das Zollamt geprüft werden, ob denn nicht eine Straftat vorliege. Das sei bereits dann der Fall, wenn die Arbeitslosigkeit verspätet bei der Agentur für Arbeit gemeldet wurde. „Da wird gerne per se unterstellt, dass das jemand absichtlich macht und kriminelle Energie unterstellt, die in den wenigsten Fällen vorliegt.“
Beratung ist vonnöten. Doch auch bei der Diakonie ist es nicht einfach, die Leistungen aufrecht zu erhalten. Die Büros in der Friedrich-von-Schiller-Straße in Bayreuth und auch in Pegnitz bieten die ganze Woche über Sprechstunden, doch in der Außenstelle Bad Berneck musste das Angebot bereits auf einmal in der Woche reduziert werden. Viel Arbeit für die Sozialpädagogen, die eine immer intensivere Begleitung anbieten müssen. „Manchmal komme ich mir schon vor wie ein gesetzlicher Betreuer,“ sagt Schmidt-Blick.