Ein rundes Jubiläum
Im Radio ertönte: Theo, wir fahr‘n nach Lodz, im Fernsehen ermittelte Derrick und Hänschen Rosenthal moderierte. Und: in Altenplos wird vor 50 Jahren ein Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt gegründet. Der Hintergrund: die damals noch selbstständige Gemeinde Altenplos sucht dringend einen Träger für einen Kindergarten. Bei der Jubiläumsfeier werden Erinnerungen wach an nicht immer einfache Zeiten.
Der heute 68 Mitglieder zählende AWO-Ortsverein begleitet die Kindertagesstätte Sausewind seither durch alle Höhen und Tiefen, erinnert AWO-Vorsitzender Fritz Höhn. Im Saal der Gaststätte Kastaniengarten ist es an diesem Samstagnachmittag drückend warm, dennoch geben sich viele Gäste die Ehre. „Vier Bürgermeister und zehn Gemeinderäte, was ich bisher gesehen habe, das sieht man nicht bei jedem Verein,“ betont Bürgermeisterin Simone Kirschner. Sie führt das große Interesse auf die Werte zurück, denen sich die AWO seit Anbeginn verpflichtet fühlt: Solidarität und Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Heute mehr denn je von Bedeutung. Die AWO in Altenplos sei außerdem eine tragende Säule der gemeindlichen Pflichtaufgabe Kinderbetreuung. Ihr Dank gilt daher auch Michaela Masel, die über Jahrzehnte den Kindergarten geleitet hat und Fritz Höhn samt seiner großen Familie. „Seit 1988 Vorsitzender, da gehört schon was dazu“, lobt sie und bedankt sich mit einer großen Flasche Doppelherz.
Zwölf Bürger seien es damals gewesen – „manche sagen auch 13“ – die sich 1974 zur Ortsvereinsgründung im früheren Gasthaus Bergmann trafen, erinnert Höhn. Darunter Max Pfauntsch, Konrad Linhardt, Karl Kohler und Werner Hammon, das letzte Gründungsmitglied. Die Altenploser Kinder seien nach Neudrossenfeld ins Sportheim gefahren worden, denn dort war ein provisorischer Kindergarten eingerichtet worden. Bereits 1978 wird der Altenploser Kindergarten in der Angerstraße feierlich eingeweiht. Drei Erweiterungsschritte sollten in den Jahren danach folgen, bis die heutige Kita Sausewind steht, immer mit der Patin Arbeiterwohlfahrt an der Seite. Und heute mit Jennifer Beyer als Teamleiterin an der Spitze. Sie hat – nach einigen Unruhen bei der Besetzung dieser Position – die Nachfolge von Michaela Masel angetreten. „Und wir hoffen, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt,“ sagt Simone Kirschner.
Seit jeher sieht sich die AWO aber auch an der Seite derjenigen, denen es nicht so gut geht. „Die ältere Generation wird es nicht vergessen haben: Lange Jahre besuchten wir in der Vorweihnachtszeit alle Senioren ü70 mit Weihnachtsgrüßen und einem Geschenk. Bis die ständig steigende Personenzahl – zuletzt waren es über 230 – sowohl personell als auch finanziell Grenzen setzte,“ betont Fritz Höhn. Seit 2017 lud die AWO daraufhin zu Seniorennachmittagen ein, „bis Corona auch hier einen Schlussstrich zog.“
Unterstützung gab und gibt es auch in persönlichen Notsituationen, erklärt Fritz Höhn. „Finanziert wird unsere Arbeit neben den regelmäßigen Beiträgen unserer Mitglieder und Spenden auch durch die halbjährlichen Haussammlungen oder das AWO-Glücksrad, das sich auch beim Dorfparkfest am 11. August in Altenplos wieder drehen wird.“ Unterstützung gibt es auch seit Jahrzehnten durch die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“. In seiner Chronik findet Höhn eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1977. „Damals wurden für 1.300 DM Holz und Kohle gekauft, um es vor Beginn der Heizperiode an bedürftige Bürger zu verteilen.“ Gemeinsam mit der Stiftung wurden und werden Weihnachtstüten voll mit Lebensmitteln gepackt, die dann im Winter teilweise sogar mit dem Pferdeschlitten ausgefahren wurden. In der Corona-Zeit wurden diese Hilfen auf Einkaufsgutscheine umgestellt. Auch AWO-Kreisvorsitzender Karl Lothes, für den Fritz Höhn „mein Vorbild ist“, schätzt die enge Zusammenarbeit mit der Kurier-Stiftung. Höhn: „Wir haben nichts dagegen, wenn das so weitergeführt werden könnte“, was Stiftungs-Vorsitzende Gabi Schnetter auch zusichert.
Den Blick über den Tellerrand hat die Altenploser AWO aber nie vergessen. Fritz Höhn erinnert an die schnelle Unterstützung bei der Hochwasserkatastrophe in Lichtenberg im Erzgebirge.
Die Kinder der Kita Sausewind sowie Familie Dörfler hatten mit ihren Beiträgen für den musikalischen Rahmen gesorgt an diesem Nachmittag und Pfarrer Gottfried Lindner erteilt den kirchlichen Segen. Geschenkpakete und Urkunden gibt es für langjährige Mitglieder. Seit zehn Jahren sind Sebastian Höhn, Monika Fuchs, Melanie Popp und Daeng Ständner dabei, seit 25 Jahren Uli Falk. Auch Gründungsmitglied Werner Hammon wird beschenkt. Und mit 45 Jahren Mitgliedschaft steht ihm der heute 93-jährige Altbürgermeister Arnold Gebelein, der es sich nicht nehmen lässt, persönlich an der Veranstaltung teilzunehmen, nicht viel nach.
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Seit 1988 Vorsitzender des AWO-Ortsvereins Altenplos: Fritz Höhn
Ehrung für langjährige Mitgliedschaft: links Altbürgermeister Arnold Gebelein, Fritz Höhn, Bürgermeisterin Simone Kirschner und Gründungsmitglied Werner Hammon.
Gut gefüllt trotz schweißtreibender Temperaturen: der Saal im Gasthof Kastaniengarten bei der AWO-Jubiläumsfeier.
Familie Dörfler bereichert den Nachmittag mit ihren musikalischen Darbietungen.
Ebenso die Kinder der Kindertagesstätte Sausewind.